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Delegiertenversammlung in schwieriger Zeit

Zum ersten Mal in der Geschichte des Schweizerischen Musikerverbandes musste die Delegiertenversammlung als online-Konferenz stattfinden.

Der Zentralpräsident Beat Santschi hielt in seiner Begrüssung der 40 Teilnehmer*innen am 11. November 2020 fest, dass es sich in diesem Jahr um eine Ausnahmesituation handeln würde, die für alle mit einem enormen Druck verbunden sei. Für den Verband hätte die Pandemie zu einem grossen zusätzlichen Arbeitsaufwand geführt. Die Situation sei nach wie vor unübersichtlich. Bei den Mitarbeiter*innen des SMV bedankte er sich für ihr Engagement.

Das Gagenausfall-Formular, das auf der Internet-Seite des SMV ausgefüllt werden kann, sei für die politische Arbeit wichtig. Der Nothilfefonds würde rege in Anspruch genommen. Er erinnerte auch an den Leitfaden für Musiker*innen zu den verschiedenen Unterstützungsmassnahmen im Zusammenhang mit Covid-19, der sich ebenfalls auf der Internet-Seite befindet. Auf jeden Fall habe die kulturelle Vielfalt gelitten, und der Wert von GAVs habe sich einmal mehr erwiesen.

Ein neuer Zentralsekretär

Die Wahlen liessen eine gewisse Spannung aufkommen, da Barbara Aeschbacher – wie in der letzten SMZ berichtet – das Zentralsekretariat verlässt. Sie wurde zur Gemeindepräsidentin von Sils gewählt. Von Beat Santschi wurde nochmals auf die gute Zusammenarbeit zwischen dem Zentralpräsident und der Zentralsekretärin hingewiesen, die sich zum Beispiel bei der Ausarbeitung bzw. Revision der Gesamtarbeitsverträge des Orchestre de Chambre de Genève und des Sinfonie Orchesters Biel Solothurn bewährte. Eine angemessene Verabschiedung von Barbara Aeschbacher war leider im Online-Rahmen nicht möglich. Sie wird an der nächsten Delegiertenversammlung nachgeholt. Als neuer Zentralsekretär stellte sich Beat Santschi zur Wahl. Es wurde darüber diskutiert, wie wichtig für dieses Amt juristische Fachkenntnisse seien. Man kam zur Überzeugung, dass für die Rechtsberatung fallweise externes juristisches Fachwissen beigezogen werden muss, ansonsten aber ein Musiker und Kulturmanager dieses Amt durchaus ausfüllen kann. Beat Santschi wurde in der Folge fast einstimmig zum neuen Zentralsekretär gewählt. Im Anschluss an die Wahl würdigte David Schneebeli kurz Beats Santschis elfeinhalbjähriges Wirken als Zentralpräsident und dankte ihm im Namen der Delegierten. Beat Santschi war der erste Zentralpräsident aus dem Kreis der Freischaffenden und leistete hervorragende Arbeit für den Verband. Als neue Zentralvorstandsmitglieder kandidierten Catherine Suter, Geigerin im Orchestre de Chambre de Lausanne, und Kaspar Zimmermann, Oboist im Tonhalle-Orchester Zürich. Beide wurden mit den übrigen Zentralvorstandsmitgliedern in globo einstimmig gewählt.

Eine Übergangslösung für das Zentralpräsidium

Ebenfalls einstimmig wurden anschliessend Alain Pasquier und David Schneebeli als Co-Präsidenten bis 2022 gewählt. Da es sich um eine Übergangslösung handelt, sollten die Sektionen nun in ihren Reihen nach einer zukünftigen Zentralpräsidentin oder einem – präsidenten Ausschau halten, die/der auch wieder einmal aus der Romandie kommen könnte. Es wurde auch die Einsetzung einer Findungskommission vorgeschlagen.

Zu Diskussionen gab der Antrag der Sektion Zürich Anlass, für die Mitglieder des Zentralpräsidiums und des Zentralvorstands die Amtsdauer auf maximal fünf zweijährige Amtsdauern zu beschränken. Trotz einleuchtender Argumente, wie zum Beispiel, dass das Systemwissen konstant weitergegeben werden und auch jungen Mitgliedern eine Chance gegeben werden soll, überwog am Schluss doch die Meinung, dass keine Einschränkung notwendig sei. Der Antrag wurde abgelehnt.

Das neue Spesen- und Vergütungsreglement für die gewählten oder beauftragten Vertreter*innen des SMV, das an der letzten Delegiertenversammlung lange und kontrovers diskutiert wurde, stand erneut zur Debatte. Was die Beträge betrifft, waren die Unterschiede zwischen den Versionen relativ gering, es ging eher um Strukturverbesserungen oder -vereinheitlichungen. Es sollte also auch keine Sparübung sein, sondern das Reglement sollte auf Wunsch der Geschäftsprüfungskommission eine klarere Struktur bekommen. Ausserdem sollte es zum ersten Mal von der Delegiertenversammlung abgesegnet werden. Zur Wahl standen das bestehende Reglement, ein neuer Vorschlag des Zentralvorstands und ein weiterer neuer Vorschlag der Zentralsekretärin. Dieser letzte Vorschlag konnte in der Abstimmung am meisten Stimmen auf sich vereinigen.

Die online-Delegiertenversammlung war – wie gesagt – für alle Beteiligten ein Novum. Die Abstimmungen und Wahlen dauerten dieses Mal etwas länger als sonst. Die Diskussionen verliefen sachlich und konstruktiv, und man kann dem SMV bescheinigen, dass er sich in einem guten Zustand befindet.

Daniel Lienhard 

 

Das vollständige Protokoll der Delegiertenversammlung sowie die Modalität bezüglich Rekursfrist können auf der Website des SMV oder im Zentralsekretariat eingesehen werden.