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Drastische Einschnitte beim Musikkollegium Winterthur

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Der Vorstand des Musikkollegiums Winterthur hat beschlossen, ab der Saison 2014/15 die Dienstzahl seines Orchesters um 25 % zu senken. Es wird noch geprüft, wie hoch dabei die Gehaltskürzung ausfällt. Gleichzeitig wird der Stellenplan des Orchesters hinterfragt. Dieses in der Schweiz beispiellose Experiment mit verheerenden Folgen soll dazu dienen, ein jährlich wiederkehrendes Defizit von rund Fr. 400‘000.- bis neuerdings rund Fr. 700‘000.- zu beseitigen.

Ein gleichartiger Plan zur Umwandlung des Orchesters in ein Teilzeitorchester ist bereits im Jahr 2010 vom Musikkollegium und dem Orchester klar verworfen worden, da die künstlerische Qualität des Orchesters zu sehr beeinträchtigt würde. Daraufhin hat der Vorstand des Musikkollegiums Winterthur den auswärtigen Experten Bobby Keller beauftragt, den Betrieb zu prüfen und Vorschläge zur Zukunftssicherung des Orchesters zu machen.

Die grosse Stärke des Berichts von Bobby Keller besteht darin, die so dringend gesuchte grosse Lösung in Einzellösungen aufzuteilen, welche für alle Beteiligten gleichermassen kleine, aber akzeptable Nachteile und Risiken beinhalten. Der Bericht stellt fest, dass das Orchester des Musikkollegiums Winterthur strukturell nicht schlecht aufgestellt ist. Das Defizit resultiert gemäss seiner Studie aus der mangelnden Effizienz des Konzertbetriebs.
Lösungen in diesem Bereich zu suchen, sieht das Orchester jedoch vom Vorstand des MKW vernachlässigt. Stattdessen hat der Vorstand des MKW ohne direkte Verhandlung mit dem Orchester oben genannte Radikallösung beschlossen.

Dabei müsste die anerkannt hohe künstlerische Qualität des Orchesters bei allen Überlegungen im Zentrum stehen! Sie kann bei der geplanten Reduktion der Pensen nicht mehr gewährleistet werden. Ausserdem würde das Orchester MKW gegenüber den anderen VESBO-Orchestern nicht mehr konkurrenzfähig sein.

Die generelle Umwandlung in einen Teilzeitbetrieb ist darüber hinaus ein radikales Experiment ohne Beispiel unter Schweizer Berufsorchestern. Sein Ausgang ist nicht nur künstlerisch, sondern auch personalpolitisch und wirtschaftlich vollkommen ungewiss. Die Direktion und der Vorstand des MKW setzen damit das älteste Orchester des Landes aufs Spiel, anstatt das Erbe vieler Generationen zu betreuen und es auch in unserer Zeit mit Vision und Tatkraft zu bewahren.

Das Orchester ist durchaus bereit, einen substantiellen Beitrag zur Verringerung des Defizits zu leisten. Es erwartet jedoch ebenfalls Einsparungen bei Leitung und Administration. Das Orchester wehrt sich entschieden dagegen, das Defizit allein durch Abstriche an Umfang und Niveau der künstlerischen Arbeit zu beseitigen.

Ganz wichtig wäre es, einen Betriebsdirektor zu haben, der ausschliesslich und zu 100 % für das MKW tätig ist (derzeit 60 %). Wichtig erschiene es auch, dass der Vorstand des MKW seine Anstrengungen im Bereich des Lobbyings und Fundraisings noch weiter verstärkt.

Seit 2012 erhält die Stadt Winterthur durch den neuen Finanzausgleich des Kantons Zürich erheblich mehr Mittel. Diese verbesserte finanzielle Lage der Stadt sollte der Vorstand des MKW zu neuen Verhandlungen nutzen.
Winterthur rühmt sich, eine Kulturstadt zu sein. Kann sie es sich leisten, ihr Orchester abzubauen?

Barbara Aeschbacher, Zentralsekretärin SMV