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Abschlusserklärungen der 3. Internationalen Orchesterkonferenz der FIM

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I. MUSIK GEGEN KINDERARBEIT
Alle Orchester weltweit werden dazu aufgerufen, die internationale Initiative „Musik gegen Kinderarbeit“ zu unterstützen, indem sie dieser Kampagne bis Dezember 2014 ein Konzert, darunter kann auch eines ihrer bereits geplanten sein, widmen. Sie sollten auch die FIM und ILO-IPEC diesbezüglich von ihren Absichten oder Entscheidungen auf dem Laufenden halten, damit diese Information genutzt werden kann, um andere zum Mitmachen zu animieren.

II. MODERNES ORCHESTERMANAGEMENT
1. Die Zukunft der Sinfonieorchester: neue Konzepte, neue Arbeitspraktiken
a. Sinfonieorchester sind in der Lage, das gesamte Repertoire zu spielen und gleichzeitig Vollbeschäftigung anzubieten.
b. Sie sind häufig mit unlauterem Wettbewerb durch Ensembles konfrontiert, welche die prekäre Situation von selbstständiger Arbeit ausnutzen.
c. Wird Musikern/innen in zeitlich begrenzten Ensembles Prekariat aufgezwungen, so schadet man damit ihren Existenzgrundlagen und dies wirkt sich negativ auf die Nachhaltigkeit ständiger Orchester aus.

2.Entscheidungsfindung in Orchestern: von oben nach unten oder von unten nach oben
a. Ohne Dialog zwischen Musikern/innen und Orchestermanagement können keine fortschrittlichen und künstlerischen Ziele erreicht werden.
b. Gegenseitige Vertrauensbeweise zwischen Musikern/innen und Management sind kein Ersatz für einen formellen, strukturierten sozialen Dialog im Orchester.
c. Die Einbindung der Musiker/innen in Entscheidungsfindungsverfahren sollte in einer formellen und ständigen Vorgehensweise erfolgen und nicht nur dem guten Willen der Musikdirektoren oder der Verwaltung überlassen werden.

3. Orchester in der Krise: gibt es eine politische Lösung?
a. Die Krise, in der sich einige Orchester befinden, ist vor allem auf den fehlenden politischen Willen zurückzuführen, in nachhaltiger Weise in diese zu investieren.
b. Mit dem angeblichen Ziel des Defizitabbaus haben viele Regierungen beschlossen, die Finanzierung von Orchestern aufzugeben oder zu kürzen. Dadurch lassen sie ihren wichtigen Beitrag für die lokale oder nationale Wirtschaft außer Acht.

III. GESUNDHEIT UND SOZIALES
4. Das Älterwerden und die Leistungsfähigkeit: Zugang zu Fort- und Weiterbildung und angepasstes Arbeitspensum
a. Eine beträchtliche Anzahl von Musiker/innen leidet unter geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen, die sich nachteilig auf ihre Leistungsfähigkeit auswirken können, bevor sie das Rentenalter erreichen oder es sich finanziell leisten können, in den Ruhestand zu treten.
b. Zusammenarbeit zwischen Musikern/innen und Orchestermanagement ist ausschlaggebend für eine erfolgreiche Lösung altersbedingter Probleme.
c. Gerechte, ausgeglichene und regelmäßige Beurteilungen der beruflichen Laufbahn können dazu dienen, auf altersbedingte Probleme aufmerksam zu machen, bevor sie der Karriere schaden können.
d. Systeme, einschließlich angemessener Ruhestandsplanungen, sollten eingeführt werden, um es Musikern/innen zu gestatten, bei Bedarf mit steigendem Alter ihr Arbeitspensum zu verringern.

5. Strukturierung des Arbeitspensums zur Vermeidung von übermäßiger Belastung und Stress
a. Gewerkschaften und Manager sollten zusammenarbeiten, um angemessene Regeln für die Arbeitsorganisation aufzustellen.
b. Orchesterproben und Darbietungen sollten so geplant sein, dass Überlastung vermieden wird, ebenso eigenes Üben und Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben möglich sind.
c. Durch das Repertoire bedingte körperliche Belastung oder Lärmbelastung sollten bei der Programmzusammenstellung bei einzelnen Konzerten und für die gesamte Saison beachtet werden.
d. Die Verträge von Dirigenten sollten spezielle Bestimmungen enthalten, welche die Umsetzung von Vorbeugungsgrundsätzen enthalten.
e. Dreigliedriger Dialog bei der ILO ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung von Berufskrankheiten von Musikern/innen.

IV. DIE ROLLE DER GEWERKSCHAFTEN
6. Erneutes Vorspielen: das falsche Mittel
a. Korrektes und angemessenes Orchestermanagement sollten als Anreiz ausreichen, damit die Musiker/innen sich voll und ganz ihrer Tätigkeit widmen können.
b. Musiker/innen können am besten selbst beurteilen, wenn es darum geht zu verstehen, wie Leistungsprobleme auftreten und diese am besten gelöst werden können.
c. Erneutes Vorspielen ist eine Belastung und unnötige Methode, um die Qualität von Musikern/innen zu beurteilen.
d. Wir, die Musiker/innen, betonen ausdrücklich, dass erneutes Vorspielen grundsätzlich nicht gestattet sein sollte.

7. Arbeitskampfmaßnahmen und Streiks
a. Fragliche Sparmaßnahmen beeinträchtigen häufig den elementaren Grundsatz, dass Kultureinrichtungen sich von künstlerischer Vision leiten lassen sollten. Arbeitskampfmaßnahmen können unvermeidbar sein, wenn andere Handlungsformen ausgeschöpft sind.
b. Einbeziehung des Publikums kann zu positiven Reaktionen führen, die zeigen, wie sehr die von Orchestern erbrachte Dienstleistung von der breiten Öffentlichkeit geschätzt wird.
c. Um Politiker und Medien, die für den Erfolg ausschlaggebend sind, voll miteinzubeziehen, sind angemessene Methoden der Nachrichtenübermittlung (einschließlich sozialer Medien) von herausragender Bedeutung.
d. Störungen für das Publikum sollten so gering wie möglich gehalten werden, damit es zu Zeiten von Arbeitskampfmaßnahmen weiterhin auf der Seite der Musiker/innen steht.
e. Orchester stehen in vielen Ländern unter Beschuss: die Schließung des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders ERT in Athen 2013 ist in der Tat ein beschämendes Beispiel, welches zur kulturellen Verarmung der gesamten griechischen Gesellschaft führt. Internationale Solidarität ist nötiger denn je, wenn es darum geht, Kollegenn/innen in solch kritischen Situationen zu unterstützen.
f. Nur ein hoher gewerkschaftlicher Organisationsgrad schafft genügend Hebelwirkung, um Arbeitskampfmaßnahmen erfolgreich zu machen.

8. Balanceakt zwischen dem Schutz von Arbeitsplätzen und Lohnsteigerungen
a. Gewerkschaften müssen sich sowohl für Arbeitsplätze als auch für angemessene Lohn- und Gehaltshöhen einsetzen.
b. Da Manager mehr Flexibilität verlangen, um sich besser an Marktchancen anzupassen, führt der verstärkte Druck dazu, dass Berufsmusiker/innen sowohl körperlich als auch geistig mehr gefordert sind.
c. Wenn darüberhinaus Orchester infolge von Etatkürzungen verkleinert werden, wird von Musikern/innen verlangt, dass sie im Allgemeinen dieselbe Leistung erbringen und das führt bei vielen wie noch nie zuvor in diesem Ausmaß zu Burnout und anderen gesundheitlichen Beschwerden, was sich schließlich auf ihre künstlerische Qualität auswirkt.
d. Daher müssen Musikergewerkschaften alle verfügbaren Taktiken einsetzen, um Arbeitsplätze zu schützen.