Neue Studien und im Rahmen der #MeToo-Debatte publik gewordene Vorfälle haben gezeigt: Kultur- und Musikbetriebe haben ein Problem mit Geschlechter- und Machtverhältnissen. Unter dem Dach des SMV hat sich eine Kommission für Gleichstellung und Diversität gegründet, die sich vertieft mit dem Thema auseinandersetzen und in Zukunft Handlungsmöglichkeiten aufzeigen will.
Von der Tatsache, dass Frauen in Führungspositionen in Berufsorchestern immer noch unterrepräsentiert sind, über einen Gender Pay Gap zugunsten der Männer in Kulturbetrieben bis hin zu geschlechterstereotyper Instrumentenwahl im Kindesalter – es gibt für die neue Kommission noch viel zu tun.
Diskriminierungsformen wie Rassismus, Homophobie, Altersdiskriminierung, Klassismus oder Sexismus existieren wie im Rest der Gesellschaft auch in der Klassikbranche. Aufschlussreiche Studien (siehe Links am Ende des Artikels) zeigen, dass sie unter anderem bei der Vergabe von Förderpreisen und Stipendien, bei Orchesterprobespielen und an Hochschulen regelmässig zu finden sind. Wir müssen erkennen, dass Diskriminierung um uns herum tagtäglich stattfindet und wir lernen müssen, darüber zu sprechen, die Situationen zu analysieren und auch unser eigenes Handeln zu reflektieren, um daraus hervorgehende Muster zu durchbrechen. Hier liegt aber oft die Schwierigkeit: Da es bisher keine Schulungen gibt, wie man Diskriminierung begegnen kann und keine Anlaufstelle, an welche sich betroffene Musiker*innen wenden können, sind das Bewusstsein und die Sensibilisierung für das Thema sowohl auf der Seite der Arbeitgeber*innen als auch auf jener der Arbeitnehmer*innen relativ tief.
Ziele der neuen Kommission
Die neu gegründete Kommission für Gleichstellung und Diversität will bei konkreten Problemstellungen ansetzen und mehr Bewusstsein für die Diskriminierungsproblematik in der Schweiz schaffen. Sie setzt sich aus Orchestermusiker*innen und Freischaffenden zusammen, die sich alle für mehr Gleichstellung und Diversität und gegen Diskriminierung im Berufsalltag einsetzen wollen. Durch den SMV wird die Kommission gewerkschaftlich gestärkt und gestützt. Im Zentrum stehen für sie dabei die nationale Vernetzung über die Sprach- und Kantonsgrenzen hinweg sowie der Austausch zu aktuellen Themen und daraus resultierende Vorschläge, wie die Situation in der Schweiz langfristig verbessert werden kann. Nach der Gründungsphase ist die Kommission jetzt daran, sich zu organisieren und zu positionieren und verschiedene Ideen und Szenarien zu besprechen. Daraus kann von Kampagnen zu aktuellen Themen, über Informations- und Weiterbildungsworkshops für Musiker*innen und Institutionen bis hin zu einer Anlaufstelle für Betroffene alles entstehen.
Wir setzen uns für die Vision einer Vergabe von Stellen, Förderungen und Finanzierungen ohne Diskriminierungen ein. Wir möchten, dass die Geschlechter- und Machtverhältnisse in unserem Berufsalltag gerechter und transparenter werden. Diversität und Vielfalt sollen die Schweizer Musiklandschaft zum Blühen bringen und für ein besseres Abbild der Gesellschaft in unserer Berufswelt sorgen.
Willst du mithelfen und Deine Ideen und Gedanken mit uns teilen? Wir freuen uns, wenn Du Dich unter jessica.frossard@smv.ch meldest!
Commenti