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Zeichen setzen im Netz

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Zwei Onlinepetitionen : Rettung des Orchesters der Flämischen Oper und «Fair internet for Performers»

Wie wirkungsvoll Onlinepetitionen tatsächlich sind, ist umstritten. Jedenfalls sind sie leicht zu verbreiten und schnell unterschrieben. Für diese Form digitalen Engagements gibt es ein neudeutsches Wort: Slacktivismus. Früher galt der Begriff «slacker» (slack heisst auf Englisch lustlos, lasch) US-amerikanischen Kriegsdienstverweigerern. Irgendwann einmal ist daraus ein Ismus geworden, dem all diejenigen zuzurechnen sind, die sich vom heimatlichen Sofa aus für die Beseitigung der Miseren dieser Welt engagieren. Am liebsten digital natürlich.

Im Kulturbereich wirken Onlinepetitionen hin und wieder Wunder. In fragwürdigen politischen Entscheidungsprozessen haben sie plötzlichen Kehrtwenden schon den Weg ebnen können. Was der weitverbreitete Netzaktivismus bringt, weiss man jedoch immer erst im Nachhinein. In diesem Sinne möchten wir Sie dazu ermuntern, zwei Petitionen zu unterzeichnen, in dem Glauben, dass es niemals umsonst ist, sich gegen Kulturabbau zu engagieren, und sei das Engagement noch so bescheiden. Onlinepetitionen sind vielleicht nicht immer der beste Weg. Zynismus oder Gleichgültigkeit aber definitiv der falsche.

Die erste Petition kursiert seit dem 5. April im Netz und gilt der Rettung des Orchesters der Flämischen Oper. Das Orchester ist von der Auflösung bedroht. Es handle sich «ganz einfach um eine Folge laufender politischer Intrigen», heisst es im Petitionstext. Was genau genommen für Empörung sorgt, ist ein Bericht des in der flämischen Universitätsstadt Löwen ansässigen Managementberaters Koen Vandyck, der darin die Übernahme des Opernorchesters durch das Royal Flemish Philharmonic (deFilharmonie) in Antwerpen empfiehlt. In Auftrag gegeben wurde die Untersuchung vom liberal-konservativen Kulturminister Belgiens, Sven Gatz.

Der an uns alle gerichtete Appell der Petition ist nicht neu: «Die Verschmelzung von zwei Orchestern würde nicht nur zum endgültigen Verschwinden zahlreicher Arbeitsplätze des Musiksektors führen, sondern auch zur Verarmung des flämischen Kulturlebens und würde sich negativ auf die örtliche Wirtschaft auswirken.» Wenn diese Botschaft auch Sie besorgt, so unterzeichnen Sie die Petition am besten noch heute!

http://www.petitions24.com/urgent_help_us_saving_the_orchestra_of_the_flemish_opera

Die zweite Petition, die wir Ihnen ans Herz legen möchten, wurde im Herbst 2015 von EAPO-ARTIS, EuroFIA, FIM und IAO lanciert. «Fair internet for performers» heisst sie. Sie fordert, eine neue Bestimmung ins EU-Recht einzuführen, die ausübenden Künstlerinnen und Künstlern eine verbindliche Rechtsgrundlage auf angemessene Vergütung bietet, wenn ihre Darbietungen beispielsweise als Video on Demand, interaktives Streaming oder Download zugänglich gemacht werden. Bislang haben ausübende Künstler zwar das Exklusivrecht, die Zugänglichmachung ihrer Darbietungen im Internet zu gestatten oder zu untersagen, doch damit ist noch längst nicht dafür gesorgt, dass sie auch nur irgendwelche Anteile an den Einnahmen aus der Onlinenutzung erhalten. Die Vergütung, so der Vorschlag, soll bei den Nutzern eingezogen und von Verwertungsgesellschaften verwaltet werden. Mit dem Vorschlag zum Schliessen dieser Gesetzeslücke verbindet sich auch die Hoffnung, legale Kulturangebote im Internet gegenüber illegalen noch attraktiver zu gestalten und mit einer Art Fairness-Siegel auszuzeichnen. Denn Verbraucher sollten wissen, dass ihre Ausgaben nicht allein bei grossen Konzernen landen, sondern auch bei den Ausübenden selbst. Schliesslich gäbe es das vielfältige Kultur- und Unterhaltungsangebot im Netz ohne sie nicht! Verleihen Sie dieser europaweiten Initiative mit Ihrer Unterschrift ein wenig mehr Gewicht!

https://www.change.org/p/european-parliament-give-performer-their-fair-share