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50 Jahre SOBS

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Das 1969 gegründete Sinfonie Orchester Biel Solothurn feiert sein erstes halbes Jahrhundert.

Wie es in Schweizer Städten von einer gewissen Bedeutung oft der Fall war, gab es in den 1960er Jahren in Biel mehrere Orchester, die aus einer Mischung von professionellen Musikern und Amateuren guten Niveaus bestanden. Unter diesen Formationen das Stadtorchester, dessen Präsident sich auf der Suche nach einem Direktor an Eduard Benz wandte. Dieser nahm den Posten an, den er bis 1996 innehaben sollte – unter den Bedingungen, es werde ein Zusammenschluss der verschiedenen Bieler Orchester versucht, ein erstes Konzert als Testlauf gegeben und Jost Meier zum Dirigenten des neuen Ensembles ernannt. Die Prüfung wurde im Juni 1969 mit grossem Erfolg bestanden, unter Beteiligung des Stadtorchesters, des Konservatoriumsorchesters sowie eines Kammerorchesters. Aus der Vereinigung dieser drei Formationen entstand im September 1969 die Orchestergesellschaft Biel (OGB), deren erster Chefdirigent bis 1980 der Cellist und bedeutende Komponist Jost Meier war; darüber hinaus sollte er der OGB lange als gern gesehener Gastdirigent verbunden bleiben. Danach folgten die Chefdirigenten Yvan Anguélov (1981-1985), Grzegorz Nowak (1985-1991), Marc Tardue (1992-2003), Hans Urbanek (2003-2005) und Thomas Rösner (2005-2012). Seit 2012 leitet Kaspar Zehnder die Geschicke des Orchesters mit Elan.

Die Anfänge

Foto: Joel Schweizer

Foto: Joel Schweizer

Auf dem Programm des Eröffnungskonzertes am 28. November 1969 mit Gérard Wyss als Solist standen Werke von Haydn (104. Sinfonie), Beethoven (4. Klavierkonzert), Gershwin (Rhapsody in Blue) und Ravel (Boléro). Da sich sowohl Profis als auch einige besonders fähige Laien der OGB anschlossen, war es notwendig, eine Lösung für die verbleibenden Amateure aus den ehemaligen fusionierten Formationen zu finden. Mit dem Bieler Kammerorchester wurde sodann ein zweites Orchester gegründet, das seither regelmässig Konzerte in Biel und der Region gibt und in diesem Jahr ebenfalls sein 50-jähriges Bestehen feiert. Bereits 1971 fand ein wichtiges Ereignis statt: Das Städtebundtheater Biel-Solothurn musste seine Aktivitäten einstellen. Die OGB übernahm dann die Opernaufführungen in beiden Städten unter dem Namen «Theater und Musik der Orchestergesellschaft Biel», und die Musiker des Theaterorchesters wurden in die OGB integriert. Damals war es für die letzten Laienmusiker dieses Ensembles schwierig, den neuen zeitlichen Anforderungen zu entsprechen, weshalb das Orchester fortan nur noch aus Profis bestand. Im selben Jahr gab die OGB ihr erstes Auslandskonzert in York (GB).

Kooperationen

1986 mitbegründete die OGB die Musik- und Theaterwerkstatt des Konservatoriums Biel, die inzwischen zum Schweizer Opernstudio der Hochschule der Künste Bern geworden ist, dem einzigen Opernstudium der Schweiz, das zum regulären Ausbildungsbetrieb einer Schweizer Hochschule gehört. Zehn Jahre später beteiligte sie sich auch an der Gründung der Stiftung SON, mit der sie erfolgreich zusammenarbeitet (siehe unsere Seiten in der vorherigen Ausgabe). In beiden Fällen dient das Orchester als Plattform für exzellente junge Musikerinnen und Musiker.

Verschiedene strukturelle Veränderungen haben stattgefunden, insbesondere hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Konzerttätigkeit und Operntätigkeit, die 1989 getrennt wurden. Damals erhielt das Orchester einen neuen Namen: Sinfonieorchester Biel. Juristische Person blieb jedoch weiterhin die OGB. Diese gründete 1995 in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Biel und Solothurn die Stiftung Neues Städtebundtheater. Im Jahr 2013 fusionierten schliesslich das Bieler Sinfonieorchester und das Theater Biel Solothurn zur Stiftung Theater Orchester Biel Solothurn (TOBS). Die Institution hat sich längst zu einem der grössten Arbeitgeber der Region und zum grössten Kulturveranstalter in Biel und Solothurn entwickelt. Das Orchester erhielt nun den neuen Namen Sinfonie Orchester Biel Solothurn mit Dieter Kaegi als Generaldirektor.

Unterstützung seitens der Bevölkerung

Nach etlichen Jahren finanzieller Unsicherheit und ernster Besorgnis haben die Bevölkerung Biels und der Region sowie Kulturschaffende der gesamten Schweiz ihr starkes Engagement für diese Institution bewiesen. Daher darf man hoffen, dass die Unterstützung durch die öffentliche Hand in Zukunft nicht mehr in Frage gestellt werden wird. Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer aus allen Gesellschaftsschichten bilden bei jedem Konzert ein herzliches, dem Neuen gegenüber aufgeschlossenes und begeisterungsfähiges Publikum. Dieses Orchester, das Jahr für Jahr ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm sowohl im Konzert als auch in der Oper präsentiert, ist nicht nur ein unverzichtbarer Bestandteil des Musiklebens von Biel und Solothurn, sondern auch ein wichtiges Ensemble schweizweit geworden, und behauptet sich darüber hinaus auch auf internationaler Ebene, wie beispielsweise mit der kürzlich bei cpo erschienenen und vielfach ausgezeichneten CD mit Werken des deutschen Romantikers Robert Radecke.

Erwähnenswert ist auch, dass das Theater Orchester Biel Solothurn für sein kulturelles Angebot im November 2017 als erste Kulturinstitution das «Label du Bilinguisme» des Forums für Zweisprachigkeit erhielt. Darüber hinaus präsentierte TOBS unter dem Label «kultur inklusiv» in der Saison 2017/18 erste Angebote, um den Zugang zu seinen Veranstaltungen für Menschen mit Seh- und Hörbehinderungen zu verbessern.

Das Jubiläumsprogramm ist auf der Website des Orchesters zu finden, darunter am 13. (Kongresszentrum Biel) und 14. (Konzertsaal Solothurn) November 2019 ein Konzert zum 80. Geburtstag des Gründungsdirigenten Jost Meier mit der Uraufführung seines neuen Cellokonzerts (Solist: der junge und talentierte Samuel Niederhauser).

Es bleibt uns, dem Sinfonieorchester Biel Solothurn, seinen Musikerinnen und Musikern und seiner Leitung eine glückliche Zukunft zu wünschen, und all denen, die dieses Ensemble mit Hartnäckigkeit und Engagement unterstützt haben, Anerkennung zu zollen.

Laurent Mettraux, Übersetzung: Johannes Knapp