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Das Musikleben am Puls der Gesellschaft

Seit über 15 Jahren existiert das Netzwerk Junge Ohren, das Akteur*innen und Institutionen des klassischen Musiklebens auf ihrem Weg in eine zukunftsfähige, diverse, inklusive und interdisziplinäre Musikkultur unterstützt. Der SMV gehört zu den Trägern.

Das Netzwerk Junge Ohren (NJO) mit Sitz in Berlin ist seit 2007 das Forum für Expert*innen und Praktiker*innen der Musikvermittlung im deutschsprachigen Raum. Unter seinem Dach versammeln sich professionelle Akteur*innen aus Musik, Bildung, Kulturpolitik und Kreativwirtschaft aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Luxemburg. Das NJO berät Personen, Projekte und Institutionen im Bereich «music education & communication». Ziel ist es, mit modernen Formaten musikalischer Praxis möglichst vielen Menschen Zugänge zur Musik zu eröffnen. Als Podium schafft das NJO kommunikative Strukturen zwischen Institutionen und Personen des Musiklebens. Das Team aus Kulturmanager*innen sowie Musikvermittler*innen entwickelt eigene Projekte wie den Junge Ohren PreisKLANGRADAR und The Power of the Arts und ist Kooperationspartner in unterschiedlichsten Produktionen. Finanziert wird das Netzwerk Junge Ohren durch Projektarbeit, Mitglieder- und Teilnehmerbeiträge sowie private und öffentliche Drittmittel. Geleitet wird das Netzwerk von einem interdisziplinären sechsköpfigen Team, die Geschäftsführung liegt in den Händen von Katharina von Radowitz und Alexander von Nell. Ein kompetenter Fachbeirat, dem etwa Andrea Tober, die ehemalige Leiterin des Education-Programms der Berliner Philharmoniker und Prorektorin der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin, Anke Fischer, Leiterin der Education-Abteilung der Hamburger Elbphilharmonie, und der Cellist Oliver Wenhold, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von unisono, der Deutschen Musik- und Orchestervereinigung, angehören, steht dem Team zur Seite. Aus der Schweiz ist Johanna Ludwig dabei, die das Programm Musikvermittlung des Luzerner Sinfonieorchesters leitet. Über 250 Organisationen und Personen in acht Wirkungsregionen haben sich dem NJO bereits angeschlossen. Träger des Netzwerks sind einige der wichtigsten musikalischen Verbände aus dem deutschsprachigen Raum, wobei sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer vertreten sind: Bundesverband Musikindustrie, Deutscher Bühnenverein, Jeunesses Musicales Deutschland, orchester.ch – Verband Schweizerischer Berufsorchester, Schweizerischer Musikerverband, Stiftung Zuhören, unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung, Verband deutscher Musikschulen und Younion – die Daseinsgewerkschaft. Zu den Kooperationspartnern gehört auch der neugegründete Arbeitskreis Musikvermittlung Schweiz, die Nachfolgeorganisation des 2022 aufgelösten Vereins gleichen Namens.

Akustische Spurensuche

KLANGRADAR richtet sich seit 2019 an Schulklassen der 5. bis 10. Klasse. In wöchentlichen Workshops oder Projektwochen begeben sich Schüler*innen mit ausserschulischen Expert*innen auf akustische Spurensuche, öffnen ihre Ohren für Unbekanntes und Ungeahntes und entwickeln im Miteinander eigene Hör- und Musikstücke. Dadurch erhalten Schulalltag und Unterrichtspraxis neue Impulse. Am 14. Juni 2023 kamen fast 300 Schüler*innen, Lehrkräfte, Mitwirkende und externe Interessierte in Berlin für das Hör.Fest! zusammen, wo die klanglichen Ergebnisse präsentiert wurden.

Junge Ohren Preis

Aufgrund der Pandemie wurden zahlreiche digitale Formate der Musikvermittlung entwickelt. Für den 15. Junge Ohren Preis 2021 wurden deshalb innovative Projekte mit digitalen Technologien als integralem Bestandteil gesucht, um Musik und/oder das Konzertleben neu erfahrbar zu machen. Über 80 Konzepte wurden eingereicht – ein grossartiges Interesse! Den ersten Preis erhielt das Berliner Zafraan Ensemble und LOUDsoft für die interaktive Performance „SCHRUMPF/Like Tears in Rain“. Den zweiten Preis teilten sich das Festspielhaus Baden-Baden für das virtuelle Musiktheaterprojekt „Things Fall Apart – Diggin‘ Opera II“ und das Ensemble Quillo (Uckermark) für die digitale „Werkstatt Quillo“. Die preisgekrönten Konzepte machen erfahrbar, wie vielfältig Musikvermittlung heute sein kann.

Es muss ein Umdenken stattfinden

Das Arbeitsfeld der Musikvermittlung ist umfangreich, anspruchsvoll und befindet sich in fortwährenden Transformationsprozessen. Im jährlich erscheinenden Magazin Best of wirft das NJO Schlaglichter auf das, was aktuell die Akteur*innen mit Blick auf ein zukunftsfähiges Musikleben beschäftigt. Die Beiträge reflektieren Herausforderungen und Themen der aktuellen Praxis auf künstlerischer, vermittlerischer und strategischer Ebene. In der sehr interessanten neuen Ausgabe Best of #10 setzt sich das Magazin mit unterschiedlichen Dimensionen der „Exzellenz“ im Musikleben auseinander (das Magazin kann auf der Website des NJO heruntergeladen werden). In der Zeitschrift Das Orchester werden in jeder Ausgabe Projekte des NJO auf einer eigenen Seite präsentiert. Musikvermittlung widmet sich heute auch nicht mehr nur Kindern und Jugendlichen: Angebote werden inklusiv und diversitätsorientiert gedacht und sprechen Menschen aller Generationen auf unterschiedliche Weise an. Katharina von Radowitz, die Geschäftsführerin des NJO, schreibt zu Recht, dass «wenn es aber darum geht, die musikalische Gegenwart und Zukunft einer Stadt oder Region nachhaltig zu prägen, heisst es, sich in Bewegung zu setzen, witternd die Landschaft zu durchstreifen, diejenigen kennenzulernen, die man noch nicht getroffen hat, mit denjenigen das Gespräch zu suchen, mit denen man noch nicht gesprochen hat, offen zu sein für neue Themen, Lebenswelten, Orte und Gefühle» und fragt sich, «wie lange die Öffentlichkeit bereit sein wird, die Folgen der Mutlosigkeit mitzutragen, die dazu führt, dass die Musik in ihren angestammten Räumen verbleibt, auf ausgetretenen Pfaden das immer Gleiche reproduziert und damit immer weniger Menschen erreicht?“

www.jungeohren.de

PhilMobil (Musikwerkstatt der Bremer Philharmoniker)                                                                                    Foto: Joerg Sarbach