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Trauerspiel für Orchestermusiker bei Aida Pfäffikon: CHF 1309.- Bruttolohn für 18 blockierte Arbeitstage

Die Aida-Première in Pfäffikon ZH steht vor der Tür. An den skandalösen Tieflöhnen für die Orchestermusikerinnen und –musiker hat sich nichts geändert: Im Maximum 12 mal CHF 56.- brutto für die Proben und 7 mal CHF 91.- brutto für die Vorstellungen können sie während 18 blockierten Tagen verdienen. Dies entspricht CHF 72.70 pro Tag, bei Anreise auf eigene Kosten.
Dabei verspricht das Aida-Sponsoringkonzept den Sponsoren u.a. ein garantiertes Mediavolumen von CHF 2.4 Millionen!

Man stelle sich vor: Eine Geigerin, die alle geplanten Proben und Vorstellungen der Aida in Pfäffikon spielt, erhält für die gesamte Produktion brutto total CHF 1309.- Lohn (CHF 56.- pro Probe und CHF 91.- pro Vorstellung). Dafür muss sie an 14 Tagen arbeiten und 4 weitere als Schlechtwetter- Verschiebungsdaten blockieren, kann also an 18 Tagen zwischen dem 29.7. und dem 19.8.13 keine andere Arbeit verfolgen. Zudem bringt die Geigerin ihr teures Instrument selber mit und muss ihre Reise- und allenfalls Übernachtungsspesen selber berappen. Bei infolge schlechten Wetters abgesagten und nicht nachgeholten Vorstellungen soll sie überhaupt nichts verdienen, was gemäss Bundesgericht nicht zulässig ist.

Der angebotene Bruttolohn beträgt ca. 35% des SMV-Minimaltarifs ohne Spesen. Das Verhältnis zwischen angebotenem Lohn und ortsüblichem Minimallohn (SMV-Tarif, wird von allen professionellen Orchestern der Schweiz mindestens bezahlt) beträgt also ca. 1:3. Die gesamte angebotene Entschädigung für die 78 Orchestermusiker (unter CHF 150’000.-) beträgt 4.3% des Produktionsbudgets (CHF 3.5 Mio).

Das Aida-Sponsoringkonzept verspricht den Sponsoren u.a. das grösste Klassik-Open-Air der Deutschschweiz, höchste Anforderungen an die künstlerische Produktion und Nachhaltigkeit – und ein garantiertes Mediavolumen von CHF 2.4 Millionen.

Der Schweizerische Musikerverband SMV kämpft weiterhin für faire Gagen für die Orchestermusikerinnen und –musiker. Resultiert bei der Schlussrechnung des Festivals ein Gewinn, muss dieser in erster Linie zwingend dafür verwendet werden, den Musikerinnen und Musikern die Differenz zwischen den bezahlten Gagen und dem SMV-Minimaltarif auszugleichen und allfällige Schlechtwetterausfälle zu entschädigen – wie vom Gesetz verlangt.

Der SMV wird auch nach Aida bei allen professionellen Orchesterengagements auf der Bezahlung des Minimaltarifs bestehen.

Trotz aller Bedenken und Vorbehalte wünscht der SMV dem Publikum, das für diese Aufführung tief in die Tasche greifen muss, eindrückliche Klassik-Openair- Erlebnisse und allen Beteiligten Wetterglück.

Der Schweizerische Musikerverband

Für Rückfragen:

Barbara Aeschbacher, Zentralsekretärin SMV, 079 646 67 67
Beat Santschi, Zentralpräsident SMV, 077 462 08 35
Ronald Dangel, Sektionspräsident SMV, 044 930 74 52

Aida-Sponsoringkonzept:
http://www.festival-la-perla.ch/de/sponsoring-konzept.asp
http://service.escapenet.ch/publisher/pictures/714/388655/aida_sponosoring- konzept_aug2012.pdf

SMV-Medienmitteilungen:
18.6.13: http://smv.ch/wp-content/uploads/2013/08/Pressemitteilung.pdf
11.7.13: http://smv.ch/communique-no-2-skandal-um-aida-pfaffikon/

SMV-Tarife:
http://smv.ch/themen/arbeitsbedingungen/tarifordnungen/