Weltweit reagierte man erschüttert auf die rücksichtslose Schließung des griechischen Staatsrundfunks ERT, der für 4 nationale Fernsehsender, 19 regionale Fernsehsender, 6 Radiosender, mehrere Internet-Websites und die nationalen audiovisuellen Archive zuständig ist. Der griechische Ministerpräsident, Antonis Samaras, nach dessen Aussagen der ERT „außerordentlich wenig transparent sei und unglaublich viel koste“, hat vor, durch Gründung einer neuen Institution, welche ihre Arbeit im September aufnehmen soll, die Anzahl der Beschäftigten von 2 700 auf 1300 zu verringern (dazu gehören auch 200 Musiker/innen, die für die nationalen Ensembles tätig sind).
Dieser Schließung vom 12. Juni 2013, die am 17. Juni durch eine gerichtliche Entscheidung wieder aufgehoben wurde, folgten zahlreiche Streiks und Demonstrationen, ferner wurde eine Aufführung von Verdis Requiem abgesagt, an der ERT-Chorsänger/innen hätten teilnehmen sollen. Es handelt sich hierbei um eine schwerwiegende Einschränkung von Pluralismus und Pressefreiheit, womit den griechischen Bürgern/innen der freie Zugang zu ihrer Kultur genommen wird und auch Auslandsgriechen betroffen sind, für die der ERT eine wichtige Verbindung zu ihrem Heimatland darstellt. Die Europäische Rundfunkunion hat sich offiziell für die Wiedereröffnung des ERT ausgesprochen und gestattet es derzeit, dass Sendungen weiterhin über ihre eigene Internetseite ausgestrahlt werden.
Entgegen den Aussagen der griechischen Regierung werden viele Arbeitnehmer/innen keine Beschäftigung in der neuen öffentlichen Einrichtung finden, die den ERT ersetzen soll. Diese Entscheidung trägt daher dazu bei, dass in einer durch Wirtschaftskrise und Sparmaßnahmen geschwächten Branche die Beschäftigungsmöglichkeiten noch prekärer werden.
Die Arbeitnehmer/innen des ERT und ihre Gewerkschaften genießen die volle Unterstützung der FIM und die griechische Regierung wurde aufgefordert, ihre Entscheidung zu revidieren, um weiterhin dauerhaft den Fortbestand von Arbeitsplätzen sowie die wichtige Rolle des ERT in der Kulturlandschaft des Landes zu sichern.
Ferner wurde vom Ausschuss für den sektoralen sozialen Dialog des audiovisuellen Sektors am 17. Juni 2013 bei einer Sitzung in Brüssel eine Erklärung verabschiedet (gemeinsamer Standpunkt der Sozialpartner), in welcher die Entscheidung über die Schließung des ERT scharf verurteilt wurde.
Quelle: Internationale Musikerföderation