Unerwartet ist Paul Lamaze, Soloklarinettist des Sinfonieorchesters Basel, im Alter von nur 61 Jahren verstorben. Die Musikerinnen und Musiker trauern um den hochgeschätzten Kollegen, der seit 1980 Soloklarinettist des Orchesters war. Der Solokontrabassist Christian Sutter würdigt den französischen Musiker in einem persönlichen Nachruf:
Lieber Paul,
eben sind wir noch gemeinsam im Tour-Bus durch England getuckert. Meist hast du gelesen. Oder dich mit deinem Pultnachbarn Nikita Cardinaux unterhalten. Euch hat nicht nur die Liebe zur französischen Musik und Literatur verbunden. Ihr habt über Gott und die Welt und die Frauen philosophiert. Ernsthaft. Leise. Unspektakulär. Verbindlich. So, wie wir dich immer wahrgenommen haben. Als einen bescheidenen, sich stets ganz mit der Musik verbunden wissenden wunderbar in sich ruhenden Menschen. Ob du neun Minimalmusic-Konzerte hintereinander, Wagneropern, Schubert oder deine geliebten französischen Komponisten Berlioz, Massenet oder d’Indy gespielt hast, immer warst du mit der gleichen Ernsthaftigkeit bei der Sache. Dein stilsicheres, kultiviertes Klarinettenspiel war prägend für das Sinfonieorchester Basel. Dass wir deinen noblen Ton, deine raffinierte Klanggebung, deine unverschnörkelten, klaren Melodiebögen nie mehr hören werden, können wir kaum fassen. Deine letzte Oper war «Schneewittchen» von Heinz Holliger. Ihm hast du nach der zwölften Vorstellung gesagt, dass du diese Musik ewig weiterspielen könntest. Mit der Passage «Schnee, immer nur Schnee, immer nur immer, immer nur Schnee…» hast du dich als passionierter Berggänger wohl ganz tief und persönlich verbinden können. Ich weiss, dass du dich sehr auf die «Nocturnes» von Claude Debussy gefreut hast, die wir diese Woche nun ohne dich spielen werden. Ich werde beim abschliessenden düsteren Kontrabass-Tremolo des ersten Stücks «Nuages» an dich denken. Beim Erklingen des «In Paradisum» von Gabriel Faurés Requiem während der Trauerfeier hat plötzlich ein Sonnenstrahl die Kirche in Réguisheim erhellt und ich musste an einen anderen das Sinfonieorchester Basel prägenden frankophonen Musiker denken, Armin Jordan. Ich denke, dass unser früherer Opernchefdirigent, der nicht nur dein beseeltes Klarinettenspiel, sondern auch deinen bisweilen recht bissigen Humor über alles geschätzt hat, sich unglaublich darüber freut, dass du ihm nun Gesellschaft leistest. Wir vermissen dich schmerzlich, lieber Paul, aber für Armin freuen wir uns!
Dein Christian