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Hommage à Pascal Grisoni

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In Gedenken an den ehemaligen Zentralpräsidenten
des SMV, der am 22. Januar verstorben ist

Laurent Mettraux — Wenn die Musiker schweizerischer Profi-Orchester gute Arbeitsbedingungen geniessen, so der Fagottist François Dinkel, Präsident der waadtländischen Sektion des SMV von 1998 bis 2010, habe man dies zu einem nicht unerheblichen Teil Pionieren wie Pascal Grisoni z1a Grisoni-Pascalu verdanken, die im Sinne des Gemeinschaftswohls mit unannehmlichen Bedingungen zu kämpfen haben. Mit wachen Augen für die Schwierigkeiten der freischaffenden Musikerinnen und Musiker hat sich der ehemalige Zentralpräsident darum bemüht, das Los der Orchestermusiker durch Gesamtarbeitsverträge zu verbessern. François Dinkel, der Pascal Grisoni seit den achtziger Jahren vom Orchestre de Chrambre de Lausanne (OCL) her kannte, erinnert sich
lebhaft an dessen Liebe zur Kammermusik, der er insbesondere in seinem selbst gegründeten Quartett mit seiner Frau Marie-Rose (Bratsche), seinem OCL-Kollegen Jean-Pierre Moeckli (Violine) und Philippe Mermoud (Violoncello) nachging.
Aus Anlass des achtzigsten Geburtstag dieses grossen Verfechters der Orchestermusiker hat Bernhard Schenkel 2003 einen Artikel geschrieben. Hier einige Auszüge:
Geboren in Saint-Imier, erhielt Pascal Grisoni seine musikalische Ausbildung zunächst in La Chaux-de-Fonds, dann am Konservatorium in Neuchâtel und schliesslich am Berner Konservatorium. Sein Musikstudium hat er in Paris absolviert, wo er insbesondere den Kursen von Enescu beiwohnte. Seine Orchesterlaufbahn nahm ihren Anfang in Luzern, bevor er 1953 im Orchestre de Chambre de Lausanne eine Stelle erhielt: 35 Jahre war er dort Stimmführer der zweiten Geigen. Voller Begeisterung für die Kammermusik wirkte er in mehreren Ensembles mit und unterrichtete parallel dazu Violine an der Ecole sociale und am Konservatorium von Lausanne.
Mit seiner Sensibilität gegenüber materiellen Problemen von Musikern – Anfang der 50er Jahre bestanden Verträge über einen jährlichen Zeitraum von lediglich sechs Monaten – hat er sehr früh akzeptiert, Zeit und Energie der Interessensverteidigung seiner Kollegen zu opfern und erbittert für ihre Rechte zu kämpfen, um würdige Arbeitsbedingungen zu erwirken. Während der vielen Jahre, in denen er Orchestervorstandsmitglied im OCL und Präsident der waadtländischen Sektion des SMv war, hat es ihm an Arbeit gewiss nicht gefehlt.
Pascal Grisoni hat sich auch dafür eingesetzt, der Geringschätzung inländischer Musiker gegenüber derjenigen aus dem Ausland ein Ende zu bereiten. Als er Zentralpräsident des SMV wurde (er war in dieser Funktion von 1984 bis 1992 tätig), war ihm sehr daran ge- legen, weitestgehende Transparenz bezüglich der Aktivitäten des Zentralvorstands zu gewährleisten und den nationalen Zusammenhalt zu stärken, indem er die Kontakte unter den einzelnen Sektionen ausbaute. So ist die Instituationalisierung der Präsidentenkonferenz ihm zu verdanken, nebst anderen Verdiensten wie intensive Vorbereitungskurse für Probespiele. Ebenso war er Wortführer in zahlreichen westschweizerischen Institutionen, mit denen er zusammengearbeitet hat (vorstände der SIG, Schweizer Musikrat SMR, Arbeitsgemeinschaft zur Förderung schweizerischer Musik u.a.).
Als kleine Anekdote ist noch erwähnenswert, was er im Schweizer Musikerblatt (Dezember 1992) erklärte, in dem Moment also, als er den Posten des Zentralpräsidenten aufgab: «…Die Situation ist nicht überragend, das Geld fehlt an allen Ecken und Enden und der alte Reflex, zuerst die Kultur abzusägen, ist wieder vorherrschend. Das Radio zieht sich mehr und mehr aus dem Kulturleben zurück, hie und da werden Subventionen gekürzt oder zumindest angedroht, und nicht zuletzt werden Besitzstände in Frage gestellt…»