Rund vierzig SMV-Delegierte tagten am Pfingstmontag, den 16. Mai, in Luzern.
Einen Brennpunkt im gegenwärtigen Verbandsgeschehen nennt Heiner Reich, Solocellist des Luzerner Sinfonieorchesters, die Luzerner Verbandssektion, als deren Vizepräsident er das Plenum willkommen heisst. Man stehe kurz vor einer vom Arbeitgeber mittels Kündigung erzwungenen Revision des Gesamtarbeitsvertrags. Was die Zukunft bringe, sei ungewiss. Um sich solidarisch zum Sinfonieorchester vor Ort zu bekennen, hat der SMV Luzern als Austragungsort der DV gewählt. (Im Vorjahr kamen die Delegierten in Biel zusammen, wo über das dortige Sinfonieorchester im bürgerlich dominierten Stadtrat eine beschämende Subventionskürzungsdebatte entbrannt war.)
Luzern geniesst als Musikstadt einen hervorragenden Ruf, betont Gastrednerin Laura Grüter Bachmann, Präsidentin des Grossen Stadtrates, nicht ohne Stolz. «Unsere Region bietet nicht nur optische und landschaftliche Reize», sagt sie, und erwähnt «Leuchttürme» wie das KKL, das Lucerne Festival, das Luzerner Sinfonieorchester und das Luzerner Theater, aber auch das Bluesfestival und das World Band Festival. Luzern sei vor allem eine weltoffene Stadt mit hoher Lebensqualität, die der gesamten Zentralschweiz eine Zukunft mit vielen Perspektiven biete. Neben intakten Naturräumen, attraktiven Wohnlagen, guter Verkehrsinfrastruktur und verhältnismässig moderaten Lebensunterhaltungskosten würde ganz besonders auch das Kulturangebot entscheidend zu diesen Perspektiven beitragen. Man sei auf die Musikerinnen und Musiker angewiesen. Kultureinrichtungen und Ausbildungsmöglichkeiten – sie spielt auf den anstehenden Neubau der Luzerner Musikhochschule an – seien ebenso wichtig wie adäquate Rahmenbedingungen für den Musikberuf im Allgemeinen. «Wir als Konzertpublikum lassen uns verzaubern vom relativ kurzen Moment des Konzerts, indem die Ausübenden zur Hochform auflaufen. Für uns ist in diesen Momenten oft ausgeblendet, was Sie, liebe Musikerinnen und Musiker, gleich anderen Berufsgruppen beschäftigt, nämlich finanzielle, rechtliche, soziale und auch politische Fragestellungen.» Die Delegierten bedanken sich für dieses Commitment, das man aus dem Munde von Liberalen andernorts oft schmerzlich vermisst, mit anhaltendem Applaus.
Der satzungsgemässe Teil der Delegiertenversammlung beginnt wie jedes Jahr mit der Annahme des Protokolls der DV des Vorjahres, gefolgt von der Abnahme des Tätigkeitsberichts des Zentralsekretariats. Bezüglich der Einhaltung der SMV-Tarife erkundigt sich ein Delegierter nach dem genauen Stand der Verhandlungen mit dem Management des in Luzern ansässigen 21st Century Orchestra. Hier seien noch Gespräche im Gange, erwidert Beat Santschi. Zwar biete das Orchester, das auch in so renommierten Sälen wie der Royal Albert Hall oder dem Lincoln Center in New York auftrete, seinen Musikerinnen und Musikern zu niedrige Gehälter, jedoch habe sich die Direktion, wenn auch eher zurückhaltend, bereit gezeigt, die Löhne anzuheben, um sie etappenweise den Minimaltarifen anzupassen. Das Management habe betont, dass das Orchester bislang keine Subventionen erhalte und zumindest ein Erlass der angeblich hohen Billetsteuer helfen würde. In diesem Zusammenhang sei das Management an den SMV mit der Bitte herangetreten, den Luzerner Behörden eine finanzielle Unterstützung des Orchesters zu empfehlen. Begründung: Bekäme man mehr Subventionen, würde man diese anteilig in die Musikerlöhne fliessen lassen.
Im weiteren Verlauf der Versammlung werden die Jahresrechnungen 2015 (Zentralkasse, Solidaritätsfonds und Sterbekasse) angenommen. Die Abnahme der Jahresrechnung erfolgt ohne Enthaltungen geschweige denn Gegenstimmen. Ein Delegierter der Sektion Basel erkundigt sich, wie es die verbandseigene Stiftung mit den tiefen Zinsen halte. Beat Santschi kommt auf die gemischte Anlagestrategie aus Obligationen und Aktien zu sprechen. Man sei glücklicherweise noch nicht in der Lage, Negativzinsen bezahlen zu müssen. «Als wir vor der Finanzkrise noch gute Gewinne gemacht haben, wurden die Leistungen nicht hochgeschraubt. Ebenso wenig wollen wir sie in der aktuellen Situation abbauen.» Des Weiteren wird der Revisionsbericht zur Stiftungsrechnung zur Kenntnis genommen.
Auch dieses Jahr werden Zentralvorstand und Zentralsekretärin wieder einstimmig entlastet. Die amtierenden Zentralvorstandsmitglieder und der Beisitzer hatten sich im Vorfeld für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung gestellt und werden einstimmig wiedergewählt. Zudem werden der Zentralpräsident und die Zentralsekretärin in ihrem Amt bestätigt.
Gegen Ende der DV bleibt Zeit für Rückmeldungen aus der vorangegangenen Präsidentenkonferenz. Die vielleicht wichtigste Botschaft: Die unlängst überarbeiteten SMV-Tarifordnungen B, C und D zu den Aufnahmetarifen treten in absehbarer Zeit in Kraft. Mit der Revision wurden die Tarife an die heutigen Gegebenheiten und Anforderungen angepasst und erheblich vereinfacht. Die Zeit für eine Bereinigung war also überreif. Im Herbst werden wir die Neufassungen an dieser Stelle genauer unter die Lupe nehmen.
Johannes Knapp