Musik – ein Wort mit einer einzigartigen Komplexität – macht es möglich, alle ihre Zweige in einem Konzept zu vereinen, das in perfektem Einklang steht und einem einzigen Zweck dient: die Sinne zu verzaubern. Aber wie wäre es, wenn wir die Musik nicht (nur) mit dem Gehör wahrnehmen würden?
Die Musik ist das Resultat der Kombination von Kreativität und der Fähigkeit, ein Musikinstrument zu beherrschen und zu bedienen. Obwohl der Musik unzählige Stunden von technischen Übungen, Proben und Spielen verschiedener Instrumente zugrunde liegen, ist sie eine Kunst, durch die wir unsere Gefühle und Ideen zum Ausdruck bringen und die uns Harmonie verschafft.
Die gängigste Art Musik wahrzunehmen, ist durch den Hörsinn. Es gibt aber Menschen unter uns, die – da sie nicht hören können – die Musik durch ganz andere Sinne erleben, die aber wesentlich besser und feiner entwickelt sind als bei den anderen Menschen. Die Gehörlosen, trotz gegenteiligen Anscheins, können sehr wohl mit der Musik interagieren und manche tun dies sogar auf einer professionellen Ebene. Geduld, ein realistisches Urteilsvermögen und der Wunsch, das Erlebnis Musik mit anderen teilen zu wollen, bewegt sie dazu, sich eine ganz besondere musikalische Sprache anzueignen.
Die Musik ist eine sehr komplizierte und subtile Angelegenheit selbst für die, die sie als eine Selbstverständlichkeit empfinden. Manchmal, obwohl wir eine Melodie hören können, sagt sie uns zunächst nichts. Wie könnte es da möglich sein, dass eine gehörlose Person sie wahrnimmt, ja sogar ihre Rhythmen bis ins letzte Detail nachempfindet?
Es ist die Wahrnehmung von Vibrationen, die unter bestimmten Umständen das Gehör ersetzen kann. Eine gute Koordination und ein magisches kompensatorisches Gefühl liegen dieser aussergewöhnlichen Begabung zugrunde.
Dies scheint unmöglich zu sein, aber ein ganz berühmtes Beispiel unterstützt diese Theorie: Ludwig van Beethoven hatte bereits in seiner Jugend Probleme mit seinem Gehör und ist, wie wir alle wissen, später ganz taub geworden. Trotzdem konnte er perfekte Werke schaffen, interagierend mit der Musik durch Vibrationen und den Rhythmus. Das eloquenteste Beispiel ist seine 9. Symphonie, aber auch die Schlusssätze der 5. und der 8. Symphonie.
Wir haben alle das Recht auf Musik, unabhängig davon, ob unsere Sinne mehr oder minder entwickelt sind, ob wir Musik schaffen oder nur hören, ob wir sie auf grossen Bühnen produzieren oder nur zu Hause in privaten Kreisen zum besten geben; und schliesslich, ob wir die Melodien selbst wahrnehmen oder nur deren Dynamik in Form von Vibrationen, wie diejenigen, die weniger mit dem Gehör als mit der Seele hören.
Cristian Vasile
Mitglied Zentralvorstand SMV