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Künstler – Kunst – Können

Ich bin mir bewusst, dass ich ein heikles Thema aufgreife, aber der lockere Umgang mit dem Begriff «Künstler» beschäftigt mich schon seit Jahren. So geht mir zum Beispiel das Niveau eines E-Musikers, einer E-Musikerin durch den Kopf, die jahrelange Ausbildung, die nie ein Ende hat, die äusserst anspruchsvollen Aufgaben und höchsten Anforderungen bis zu schwierigsten Konzerten und vieles mehr. Das sind nach meinem Begriffsverständnis wahre Künstler und Künstlerinnen, die auch dem zweiten Sammelbegriff «Kunst» gerecht werden. Der dritte Begriff «Können» ist eine ebenso wichtige Voraussetzung, sonst wäre eine Karriere als E-Musiker oder E-Musikerin nicht denkbar. Ich weiss, dass ergänzend zu diesen Gedanken noch viele Argumente und Eigenschaften erwähnt werden müssten, aber als ehemalige U-Musikerin möchte ich vor allem auch in diese Sparte eindringen.

Auch in der U-Musik gibt es Künstlerinnen und Künstler, die vor allem über eine seriöse und gründliche Ausbildung verfügen. In diese Gruppe einreihen möchte ich aus Überzeugung unter anderem Sängerinnen wie Lys Assia, Nana Mouskouri usw. oder den Sänger, Schauspieler und Entertainer Peter Alexander, den Sänger und Komponisten Udo Jürgens, und viele mehr. Dass die Tätigkeit eines U-Musikers, einer U-Musikerin sehr ernst zu nehmen ist, beweisen die Anforderungen und Erfolge. Voraussetzung ist eine ständige Konfrontation mit dem IST-Zustand, sich dauernd mit neuen Stilrichtungen und dem ständig wachsenden Repertoire auseinanderzusetzen. Bei jedem Engagement, egal wie lange es dauert, muss man sich aufs Neue einstellen, anpassen und auch die Wünsche und Weisungen der Direktion ernst nehmen. Schlussendlich entscheidet das Publikum, objektiv oder leider oft auch subjektiv, über ein Re-Engagement. Die Umsatzzahlen, man glaubt es kaum, spielen dabei eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Rolle. Wenn ich – abgesehen von den erwähnten Argumenten – an die vielen technischen Hilfsmittel denke, frage ich mich schon, ist dieser U-Musiker, diese U-Musikerin ein Techniker, eine Technikerin. Mutig kreiere ich die Bezeichnung technischer Musiker oder technische Musikerin. Dann überlege ich mir ernsthaft, wo hört die Bezeichnung Künstler/Künstlerin auf. Meiner Meinung nach müssten vor allem das Fernsehen (man vergesse nicht besonders die deutschen Sender) und auch die Print-Medien mit dem Begriff «Künstler» etwas bewusster und besonders wählerischer umgehen. Es kann ja nicht sein, dass z. B. jede Sängerin, jeder Sänger oder Instrumentalist beim Auftritt als Künstler oder Künstlerin vorgestellt wird. Aber vielleicht hat dieser Begriff in der Sparte U-Musik an Bedeutung und Qualitätsgarantie verloren. Was zudem dank der Technik präsentiert werden kann, ist oft unglaublich. Selbstverständlich braucht es für die korrekte Bedienung dieser technischen Einrichtungen gute, fundierte Kenntnisse, um die Möglichkeiten optimal auszuschöpfen. Wichtig ist trotz all dieser Überlegungen und Erfahrungen, dass sich der Gast wohlfühlt und die musikalischen Darbietungen geniessen kann. Ziel ist doch, dass er wieder kommt, sodass auch der Musiker, die Musikerin eine Bestätigung für das Wirken erhält.

Jede Musik, sprich Stilrichtung, muss sehr ernst genommen werden und in diesem Zusammenhang möchte ich noch kurz auf weitere Beispiele der unterhaltenden Musik eintreten. Ich muss mich aber auf Stichworte beschränken, alles andere würde den Rahmen sprengen. So gibt es ja auch die Filmmusik, Pop-Musik, Musicals, Pop classique, leichte Klassik, Volksmusik usw. Der Erfolg in allen Sparten hängt doch fast immer davon ab: Das richtige Lied oder Werk im richtigen Moment und am richtigen Ort. So oder so ist es etwas Wunderbares, Musiker oder Musikerin zu sein, egal welcher Stilrichtung man sich verschrieben hat. Meines Erachtens gilt immer: Jede Musik ist so gut, wie sie gespielt wird. Mit diesen Gedanken wünsche ich allen viel Freude, Genugtuung und Erfolg bei der musikalischen Tätigkeit, auch im Jahre 2012.

Gilberte Werder, U-Musiker-Vertretung