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2000 Jahre Orchestererfahrung

Am 19. April fand das erste Konzert der neugegründeten AHV-Philharmonie in La Chaux-de-Fonds statt, in der auch zahlreiche pensionierte SMV-Mitglieder mitwirkten.

In der Januar/Februar-Nummer 2022 der Schweizer Musikzeitung stellte Bruno Schneider der Öffentlichkeit sein neues Projekt vor: Dem pensionierten Hornisten mehrerer grosser Orchester und Professor an verschiedenen Musikhochschulen war aufgefallen, dass es zwar unzählige Jugendorchester gibt, aber keine Orchester für ältere Musiker*innen im Ruhestand. Er hatte die Idee, ein solches Orchester zu gründen, um nicht nur pensionierten Kolleg*innen eine Auftrittsmöglichkeit zu verschaffen, sondern auch der Gesellschaft, welche die Orchester und die Ausbildungsstätten subventioniert, durch die Konzerte etwas zurückzugeben. Das Orchester sollte selbstverständlich ohne Honorar auftreten und ein allfälliger Gewinn  einer karitativen Organisation zugutekommen. Schneiders Wunsch, sich bei Interesse bei ihm zu melden, stiess auf grossen Widerhall, und er konnte sich unverzüglich daran machen, die Idee einer sogenannten AHV-Philharmonie in die Tat umzusetzen. Für 2024 konnten zwei Projekte organisiert werden, ein Konzert in der Salle de musique in La Chaux-de Fonds und eines in der Französischen Kirche in Bern (15. Dezember 2024).

Ein Orchester mit ungewöhnlicher Atmosphäre

Die zwei Probentage und das Konzert im verschneiten Neuenburger Jura, wo ich selber mitspielte, waren für alle Beteiligten eine sehr schöne Erfahrung: Ein Orchester, in dem alle freiwillig mitmachen, hat eine besondere Atmosphäre. Man traf ausserdem auf Kolleg*innen, mit denen man vielleicht vor langer Zeit im Musikschulorchester, im Schweizerischen Jugendsinfonieorchester, an der Musikhochschule oder später in professionellen Orchestern zusammengespielt hatte. Speziell war auch die Tatsache, dass alle Orchestermitglieder ihren Beruf meist jahrzehntelang auf im allgemeinen sehr hohem Niveau ausgeübt hatten, «2000 Jahre Orchestererfahrung», wie ein Kollege treffend bemerkte. Die Geigerin Madeleine Carruzzo, bis vor kurzem Mitglied der Berliner Philharmoniker, war eine hervorragende Konzertmeisterin. Eine sehr gute Idee war es, die musikalische Leitung der jungen, in Genf ausgebildeten mongolischen Dirigentin Nandingua Bayarbaatar anzuvertrauen. Gut vorbereitet, konnte sie vom Wissen der Orchestermitglieder und ihrer wohlwollenden Kritik profitieren. Das Konzert leitete sie souverän und mit einer sympathischen Ausstrahlung. Auf dem Programm standen Mozarts Sinfonia concertante für Bläser KV 297, in der die Solisten Roland Perrenoud (Oboe), André Grillon (Klarinette), Bruno Schneider (Horn) und Stefan Buri (Fagott) ihre immer noch bemerkenswerte Virtuosität und Musikalität unter Beweis stellen konnten, und die 8. Symphonie von Dvořák. Das Publikum im gut gefüllten Konzertsaal war von der AHV-Philharmonie begeistert, und Procap, ein Verein für Menschen mit Handicap, konnte sich über eine ansehnliche Summe freuen. Für 2025 sind bereits weitere Projekte geplant.

Die AHV-Philharmonie unter der Leitung von Nandingua Bayarbaatar (Foto: Jean-François Taillard)