Am 2. Oktober 2014 beschloss der Aufsichtsrat von Roms Opernhaus unter Vorsitz des Bürgermeisters der Stadt [Siehe Foto] nach einer zweieinhalbstündigen Sitzung des Gremiums, 182 Orchester- und Chormitglieder der Einrichtung zu entlassen. Schuld daran trügen die Gewerkschaftsvertreter, die, so das Gremium, den Kosteneinsparungsplan der Führung und der Stadtverwaltung abgelehnt hätten.
Obwohl der Sanierungsplan in Wirklichkeit mehrheitlich von den Mitarbeitern/innen angenommen worden war, rechtfertigt die Führung ihre Entscheidung damit, dass er von einigen Musikern/innen abgelehnt worden sei. Obwohl es dafür nicht den geringsten Beweis gibt, wird außerdem den Musikern/innen unterstellt, dass sie für den überstürzten Abgang von Dirigent Ricardo Muti verantwortlich seien, da sie es gewagt hätten, in Streik zu treten, um die Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen anzuprangern.
Diese von der Leitung der Oper und der römischen Stadtverwaltung mit Unterstützung des Kulturministeriums getroffene Entscheidung besteht darin, alle Künstlerstellen auszugliedern, um diese an eine Vereinigung auszulagern, welche von den Künstlern/innen gegründet werden solle. Gemäß den italienischen Gewerkschaften könnte dieses Modell auf sieben weitere Opernhäuser im Land ausgeweitet werden. Diese Auslagerung der Arbeitsplätze der Musiker/innen hätte nicht nur den Vorteil, die Verwaltung von allen sozialen Verpflichtungen, die mit Arbeitsplätzen verbunden sind, zu entbinden, sondern die Musiker/innen auch in Wettbewerb mit anderen ständigen oder auch nichtständigen Ensembles zu bringen, die sich aus fest angestellten oder selbstständigen Musikern/innen aus Italien oder aus anderen Teilen der Welt zusammensetzen. Wenn man weiß, dass das Durchschnittsgehalt in manchen Orchestern im Osten der Europäischen Union nur bei knapp 200 € pro Monat liegt, ließe sich auf Kosten der Musiker/innen viel Geld sparen!
Der Intendant des römischen Opernhauses ließ sofort in der Öffentlichkeit verlauten, dass diese für Italien völlig neue Maßnahme in anderen europäischen Hauptstädten wie Paris, oder Madrid Schule machen könnte. Dabei handelt es sich schlicht und ergreifend um eine Lüge.
Die Internationale Musikerföderation und ihre Schwesterföderationen (Internationale Schauspielerföderation und UNI MEI) vertreten die beruflichen Interessen der Kulturschaffenden im Bereich Live-Darbietung weltweit. Die drei Föderationen lehnen eine solche Maßnahme entschieden ab. Abgesehen davon, dass eine solche Veränderung sicherlich menschliche Tragödien nach sich ziehen würde, steht auch das Überleben eines traditionsreichen Opernhauses mit internationalem Ruf auf dem Spiel. Oper und klassische Musik sind Teil eines gemeinsamen, künstlerischen Erbes, das wertvoll und empfindlich ist, zu dessen Aufbau mehrere Generationen von Künstlern/innen beigetragen haben und das wir unseren zukünftigen Generationen hinterlassen sollten. Wenn man aus den großen Opernhäusern Theaterwerkstätten macht, deren einzige Berufung darin besteht, zum günstigsten Preis vorübergehende Ensembles zu beherbergen, wäre dies ein schlimmer kultureller Rückschritt.
Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass Roms Opernhaus zum Ausgangsmodell einer Verbrauchervision der darstellenden Kunst wird, noch dürfen wir das Risiko eingehen, dass sich dieses schädliche Konzept in Europa und darüber hinaus verbreitet.
Am 13. Oktober 2014 wurde von der IAEA ein offenes Schreiben herausgegeben. Die Musiker/innen der Oper von Rom selbst haben eine Online-Petition gestartet, bei der bis zum 19. Oktober bereits mehr als 21 000 Unterschriften eingegangen waren. Schließlich organisiert die FIM von 17. bis 23. November 2014 eine Internationale Orchesterwoche, in der verschiedene Informationsaktivitäten bei Konzerten und Vorstellungen stattfinden werden. Um diesem kulturellen Vandalismus ein Ende zu machen, rufen wir dazu auf, diese Initiativen zu unterstützen!