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Für eine bessere Anerkennung des Status der Freischaffenden

Laurent Mettraux; Übersetzung: Daniel Lienhard , 29.04.2021

Die durch das Coronavirus verursachte Krise sollte ein Anlass sein, sich ernsthaft mit der Situation der Freischaffenden im Kulturbetrieb zu beschäftigen.

In vielen Bereichen hat die derzeitige Krise Probleme in den Vordergrund gerückt, mit denen man sich bis anhin wenig oder sogar gar nicht beschäftigt hatte. Dies gilt etwa für die besonders prekäre Lage der Kulturschaffenden in der Schweiz, die zwei Erhebungen des Vereins Suisseculture Sociale von 2006 und 2016 aufgezeigt haben. Bisher war diese Thematik selten wahrgenommen worden, auf jeden Fall kaum ausserhalb der Kulturszene selber. Seit einem Jahr ist dieses Thema nun aber mehr und mehr in den öffentlichen Fokus gekommen, ausgelöst durch die wirkliche kulturelle Katastrophe, die wir heute erleben. Dank der hartnäckigen Arbeit der Taskforce Culture, in der die Dachorganisationen und die wichtigsten kulturellen Verbände der Schweiz (darunter der SMV) zusammenarbeiten, mussten sich Politik und Bundesverwaltung mit dieser Frage beschäftigen. Die Lücken in der sozialen Absicherung, die Arbeitsbedingungen, die oft zwischen Selbständigkeit und Festanstellung liegen, die Natur der künstlerischen Arbeit, die eine mehr oder weniger lange Vorbereitungszeit voraussetzt, bevor ein Projekt abgeschlossen und bezahlt werden kann: für alle diese Realitäten müssen dauerhafte Lösungen gefunden werden, die endlich den Status der Freischaffenden aufwerten. Um vom heutigen Bewusstsein für die prekäre Lage der Kulturschaffenden zu profitieren, werden ihre Einkommenssituation und ihre sozialversicherungsrechtliche Absicherung Gegenstand einer Studie sein, die im Auftrag von Suisseculture Sociale und der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia vom Forschungs- und Beratungsbüro Ecoplan AG durchgeführt wird. Mittels einer Online-Umfrage, die zuverlässige Daten über die Situation der Kulturschaffenden liefern soll, beabsichtigt Ecoplan, eine Datenbank zu erhalten, die es ihr ermöglichen wird, Lösungen für eine bestmögliche Schliessung der Lücken im Sozialversicherungssystem zu erarbeiten. Ausserdem ist zu hoffen, dass diese Studie auch konkrete Massnahmen nach sich zieht und dass das Wohlwollen der Behörden nicht mit dem Ende der Coronakrise ebenfalls endet.

Kulturelle Lobbyarbeit

Seit dem Ausbruch der Pandemie vor etwas über einem Jahr widerspiegeln die Schwierigkeiten, effiziente und gezielte Hilfsmassnahmen auf den Weg zu bringen, die vielfältigen Situationen der Kulturschaffenden und insbesondere der freischaffenden Musiker*innen. Wie soll man sich nicht verloren vorkommen oder gar entmutigt sein angesichts der Langsamkeit der Entscheidungen, der Verwaltungslabyrinthe, der Formulare, die oft der manchmal komplexen Arbeitsrealität der Freischaffenden nicht entsprechen oder der häufigen Änderungen der Unterstützungsmassnahmen?
Die Berufsverbände wurden dringend angehalten, ihre Mitglieder zu beraten und der Leitfaden für Musiker*innen zu den verschiedenen Unterstützungsmassnahmen im Zusammenhang mit Covid-19, vom SMV herausgegeben und auf seiner Website zu finden, hat zahlreichen Musiker*innen geholfen, sich besser zurechtzufinden. Wenn man nun logischerweise davon ausgeht, dass alle Personen, die aufgrund der Beschlüsse des Bundes oder der Kantone nicht arbeiten können, innert kürzester Zeit eine angemessene finanzielle Entschädigung erhalten, und dies, ohne das Gefühl zu haben, um Hilfe betteln zu müssen und ohne übermässigen Papierkrieg, ist das in der Realität leider nicht der Fall.

Auf politischer Ebene wurde in den Kantonen Basel-Stadt (Taggeld) und Zürich (kantonale Zahlung eines Pauschallohns) für Künstler*innen mit mittlerem und geringem Einkommen eine einfache, schnelle und unbürokratische Lösung gewählt, die sich leider weder in den anderen Kantonen noch auf Bundesebene durchgesetzt hat. Die intensive Lobbyarbeit der Taskforce Culture hat ihrerseits zu bedeutenden Verbesserungen geführt, die allerdings angesichts des Ausmasses der dem Kultursektor auferlegten Einschränkungen noch nicht ausreichen. So wurden im Bundesparlament Änderungen am Covid-19-Gesetz vorgenommen, wie etwa das Recht auf Ausfallentschädigung auch für Freischaffende, die Absenkung des Schwellenwerts beim Corona-Erwerbsersatz für Selbständigerwerbende und die Aufhebung der Kostendächer für kulturspezifische Massnahmen. Andererseits wurden so wichtige Massnahmen wie die Verlängerung der Corona-Erwerbsausfallentschädigung für Selbständige bis Ende 2021 oder die Verbesserung der Arbeitslosenversicherung für die Freischaffenden nicht umgesetzt. Hingegen berücksichtigen die am 31. März dieses Jahres vom Bundesrat vorgenommenen Anpassungen der Covid-19-Verordnung für die Kultur einige Forderungen, wie zum Beispiel die Vereinfachung der Behandlung von Anträgen für Soforthilfe oder der Einbezug von gewissen Sonderfällen. Sie enthalten auch die Nennung des Begriffs «Freischaffende», was als erstes Zeichen einer Anerkennung gewertet werden kann. Dennoch sind ernste Probleme noch nicht befriedigend oder gar nicht gelöst.

Unerlässliche Solidarität

Die aktuelle Krise hat noch deutlicher als zuvor die grundlegende Wichtigkeit der Berufsverbände für die Verteidigung der Interessen der Kulturschaffenden aufgezeigt, ebenso das Gewicht, das sie haben können, wenn sie zusammenarbeiten, sei es im Rahmen von Suisseculture oder der Taskforce Culture. Nur eine Gemeinschaft kann individuellen Ärger oder persönliche Sorgen aufgreifen und darauf hoffen, ernst genommen zu werden und Lösungen aushandeln zu können. Die Solidarität ist wesentlich und drückt sich auf verschiedene Art und Weise aus, so etwa durch Zuwendungen an die SMV-Stiftung, die es ihr erlauben, Mitglieder in schwieriger Lage mit einer Nothilfe zu unterstützen (die Details findet man auf der SMV-Website oder auf unseren Seiten in der Januar-SMZ) oder durch den Aufruf an die Orchester, die freischaffenden Musiker*innen nicht zu vergessen, die teilweise von ihren Zuzüger-Honoraren leben.